Sonderausstellung I.G. Farben
Auschwitz III – Neue Sonderausstellung im Bergbaumuseum Borken
Vom 9. Mai bis zum 29. Juni 2025 im Themenpark Kohle & Energie
„Die I.G. Farben und das Konzentrationslager Buna-Monowitz“.
Eine Wanderausstellung des Fritz Bauer Instituts.
80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zeigt das Hessische Braunkohle Bergbaumuseum eine Wanderausstellung des Fritz Bauer Instituts, Frankfurt am Main, in der es um den I.G. Farben-Konzern und die Erzeugung künstlichen Kautschuks (Buna) aus Kohle geht. Von 1941 bis 1945 ließ das in Frankfurt ansässige Unternehmen im besetzten Polen im oberschlesischen Kohlerevier eine gigantische Fabrikanlage errichten. Dabei kamen zehntausende Zwangsarbeiter und Konzentrationslagerhäftlinge zum Einsatz, die unter unmenschlichen Bedingungen auf der Baustelle, in Bergwerken und Zulieferbetrieben bis zum Umfallen schuften mussten – im wahrsten Sinn des Wortes.
Wer aufgrund der Schwere der Arbeit, der mangelhaften Ernährung, der Schikanen der Wachmannschaften oder aufgrund von Unfällen oder Krankheiten entkräftet zusammenbrach, wurde in das nur wenige Kilometer entfernte Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau gebracht und dort in den Gaskammern ermordet. Aktuell geht die Forschung von 25.000 bis 30.000 Monowitz-Häftlingen aus, die im KZ Monowitz, auf der Baustelle der I.G. Farben und in den Gaskammern von Birkenau umkamen. Die Nationalsozialisten nannten dies „Vernichtung durch Arbeit“.
Keine Kameradschaft
In den Kohlezechen, die den Rohstoff für die Erzeugung des synthetischen Gummis lieferten, gab es keine bergmännische Kameradschaft, keine gegenseitige Hilfe, keine Mitmenschlichkeit.
Der Industriekomplex war so groß, dass zur Aufnahme der Buna-Produktion ein eigenes Kraftwerk errichtet wurde. Es entstand zeitgleich mit der Buna-Fabrik. Am Kraftwerksbau waren die I.G. Farben und die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft (AEG) beteiligt. Die Turbinen, speziell auf die Anforderungen der neuen Aggregate abgestellt, lieferte die Firma Brown, Boveri & Cie aus Mannheim.
Die Ausstellung zeigt, wie zusätzlich zum Stammlager (Auschwitz I) und dem Vernichtungslager Birkenau (Auschwitz II) ein dritter Ort des Sterbens in der Region Auschwitz entstand, über den im Vergleich zu den beiden anderen Lagern in der Öffentlichkeit kaum etwas bekannt ist. Der kleine Ort Monowitz lag nur wenige Kilometer von dem Vernichtungslager entfernt. Die Ausstellung informiert über die Entstehung und Errichtung des Konzentrationslagers Buna-Monowitz, beschreibt die Situation der Häftlinge und deren Arbeitsbedingungen, schildert Erlebnisse der Häftlinge, benennt Täter, geht auf die Nachkriegsentwicklung ein und berichtet über Gerichtsverfahren wie den I.G. Farben- bzw. den Wollheim-Prozess. Norbert Wollheim war ein überlebender Häftling des Konzentrationslagers Buna-Monowitz.
Vor allem zeigt die Ausstellung eindrucksvoll, wozu Menschen fähig sind, wenn verbrecherische, radikale politische Kräfte widerstandslos wirken können. Eine unmissverständliche Warnung der Geschichte an die Gegenwart.
Die Ausstellung befindet sich im Eingangsgebäude des Themenparks Kohle & Energie, Am Freilichtmuseum 1, 34582 Borken (Hessen). Sie kann zu den üblichen Öffnungszeiten des Museums besichtigt werden: Di – Do um 14:00 Uhr, Fr – Sa von 14:00 – 17:00 Uhr und So von 11:00 – 17:00 Uhr. Die Sonderausstellung ist bis zum 29. Juni in Borken zu sehen.
Das Hessische Braunkohle Bergbaumuseum ergänzt die Wanderausstellung um einige lokalhistorische Aspekte insbesondere zum Bergbau, zur Energie und zur Beziehung Borken – Auschwitz. Es gibt Hinweise, dass Vertreter des Reichswirtschaftsministeriums, gleichzeitig Mitglieder im Aufsichtsrat der PreussenElektra AG, die die Bergbau- und Kraftwerksbetriebe in Borken beaufsichtigten, an der Standortwahl für Buna-Monowitz beteiligt waren. 26 jüdische Bürgerinnen und Bürger Borkens starben in Auschwitz.
Auch im Borkener Kohlerevier und in anderen Betrieben waren NS-Zwangsarbeiter im Einsatz. Sie kamen aus Polen, der Sowjetunion, Frankreich, Belgien, Italien und anderen Staaten. Über das Schicksal der Borkener Zwangsarbeiter ist – auch 80 Jahre nach dem Kriegsende – kaum etwas bekannt.
