Stolpersteinverlegung
Gastfreundliches Borken – 35 Besucher aus den USA, Israel und Europa erwartet
Anfang September erwartet die Großgemeinde besondere Gäste, die zu einem besonderen Ereignis anreisen. Sie kommen aus den Vereinigten Staaten von Amerika, aus der Schweiz, den Niederlanden und – hoffentlich – aus Israel. Es handelt sich um Nachfahren ehemaliger jüdischer Familien aus Borken, die am Dienstag, 2. September, von 9 Uhr bis 12 Uhr in der Kernstadt an einer Stolpersteinverlegung durch den Künstler Günter Demnig zum Gedenken an ihre Vorfahren teilnehmen möchten.
Zusätzlich zu den in der Bergbaustadt bereits verlegten 34 Stolpersteinen werden an diesem Tag weitere 36 neue Stolpersteine verlegt. Die feierliche Veranstaltung startet um 9:00 Uhr am Historischen Rathaus. Hier werden Erinnerungsorte für die Familien Nussbaum und Hain entstehen. Der jüdische Gitarrist und Sänger Dany Bober aus Wiesbaden wird die Stolpersteinverlegung musikalisch umrahmen.
Die weiteren Verlegeorte befinden sich in der Oberen Bergstraße, in der Hintergasse, an der Pferdetränke und in der Bahnhofstraße. Hier wohnten einst jüdische Bürgerinnen und Bürger – etwa Simon Appel, der am 19. Februar 1943 in Auschwitz ermordet wurde, Laser, Berta, Siegbert und Alfred Appel, denen 1935 die Flucht in die USA gelang, die elfköpfige Familie des Lehrers Levi Katz, die Familie von Moritz Katz und die Schneiderfamilie Gottlieb. Da auch Nachfahren von Emma, Manfred und Edith Appel anreisen, wird an ihrem früheren Wohnort am Gellenweg ebenfalls an diese Opfer des NS-Terrorregimes gedacht.
Borkener Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen, sich den Termin vorzumerken und an der Stolpersteinverlegung für die ehemaligen jüdischen Familien teilzunehmen. „Borken wird sich als weltoffene, freundliche Gastgeberstadt präsentieren“, betont Jörg Domes, der das Stolpersteinprojekt gemeinsam mit dem Geschichtsverein und dem Stadtarchiv Borken initiiert hat. Domes hofft, dass für das Rahmenprogramm noch einige Spenden auf dem Konto des Geschichtsvereins eingehen. „Da die Gäste ihre Anreise und ihre Hotelkosten selbst tragen, wollen wir sie als guter Gastgeber mit Speisen und Getränken versorgen. Ich bitte daher die Borkenerinnen und Borkener um Mithilfe, um einen würdigen Rahmen für die Stolpersteinverlegung zu schaffen.“ Es kann auch noch direkt für einige wenige Stolpersteine gespendet werden. Ein Exemplar kostet 120,00 €.
Die Bankverbindungen des Geschichtsvereins lauten:
Sparkasse Borken-Schwalmstadt, IBAN DE24 5205 3458 0000 0019 82 oder
VR Bank Bad Salzungen Schmalkalden, IBAN DE98 8409 4754 0001 3102 16.
Auch Schülerinnen und Schüler der Gustav-Heinemann-Schule Borken und des Theodor-Heuss-Gymnasiums Homberg unterstützen die Veranstaltung. Sie werden die Messingplatten der alten und neuen Stolpersteine auf Hochglanz polieren, dem Publikum über das Schicksal des jüdischen Mädchens Susanne Hain berichten und die Stolpersteinverlegung filmisch dokumentieren.

„Wir laden zudem alle Interessierten am 2. September um 17 Uhr zu einem öffentlichen Gedenkgottesdienst, einem Jiskor, in die Synagoge in der Ritterstraße 3 nach Felsberg ein“, ergänzt Ingo Sielaff, der Mitglied im Vorstand des Vereins zur Rettung und zum Erhalt der Synagoge ist. „Das ist das erste Mal, dass wir hier in Borken eine Stolpersteinverlegung mit einem jüdischen Gottesdienst koppeln. Das ist sicher nicht nur für die Nachfahren, sondern auch für unsere Stadt ein besonderes Ereignis“, merkt der Historiker an. Da in der Synagoge nur begrenzt Sitzplätze zur Verfügung stehen und ein Imbiss gereicht werden soll, wird um Voranmeldung gebeten, die Jörg Domes, Email joergdomes@t-online.de, oder Ingo Sielaff, Email ingosielaff@borken-hessen.de, Tel. 05682/808186 entgegennehmen. Beide stehen auch bei Rückfragen gerne zur Verfügung.
Gunter Demnig wird am Montag, 1. September, um 19 Uhr im Foyer des Rathauses der Stadt Borken (Hessen) einen Vortrag zu seinem europaweiten Stolpersteinprojekt halten. Bisher haben der Künstler und sein Team mehr als 120.000 Stolpersteine in zahlreichen Städten und Staaten verlegt. Auch zu dieser Vortragsveranstaltung sind geschichts- und kulturinteressierte Bürger herzlich willkommen.
„Wir hoffen sehr, dass unsere ausländischen Gäste unsere Stadt in guter Erinnerung behalten werden und dass ihr Aufenthalt in der Heimat ihrer Vorfahren und die Stolpersteinverlegung ein prägendes Erlebnis für sie wird“, hebt Jörg Domes hervor. Die Organisatoren bedanken sich vorab schon einmal beim Bürgermeister der Stadt Borken, Marcèl Pritsch, und dem Stadtverordnetenvorsteher Michael Weber. Beide haben die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen.
„Im Namen des Geschichtsvereins und des Stadtarchivs danken wir auch den bisherigen Sponsoren und Unterstützern. Immerhin konnten wir im letzten November als erstes Ergebnis des Projektes eine Publikation zur jüdischen Geschichte Borkens herausgeben“, freut sich Jörg Domes und verspricht: „Wir bleiben weiter aktiv an dem Thema dran! Jetzt geht es erst einmal darum, dass Borken sich am 1. und 2. September von seiner besten Seite zeigt: gastfreundlich, weltoffen, tolerant und aufgeschlossen.“

Gunter Demnig wird am 2. September von 9:00 bis ca. 12:00 Uhr in der Borkener Innenstadt neue Stolpersteine verlegen. Hierzu werden ca. 35 Nachfahren ehemaliger Borkener Familien erwartet, die aus den USA, Israel und Europa anreisen. Der Geschichtsverein und das Stadtarchiv Borken bitten um Spenden, um der Veranstaltung einen würdigen Rahmen zu verleihen. Das Foto zeigt den Künstler bei der ersten Verlegung im Jahr 2014.