Besucherstollen

Besucherstollen 

Der Ausflug Untertage führt mitten in die Arbeitswelt der Bergleute hinein. Die Ausstellungsstücke werden den Besuchern „in Arbeit“ vorgeführt. Knatterndes, mit Pressluft betriebenes Bohrgerät, rotierende Walzen von Schrämladern, Kohle raubende Streckenvortriebsmaschinen, Erdmassen abstützende Schildausbaue, ratternde Förderbänder mit Kumpelfängern – all das lässt sich vor Ort erleben.

An den einzelnen Stationen Untertage erfahren die Besucher, wie anhand von Erkundungsbohrungen die genaue Lage des Rohstoffvorkommens ermittelt, die Kohle mittels Hacke, Schaufel und Kettenbahn oder durch Sprengarbeit gewonnen wurde und welche mechanischen Gewinnungsgeräte zum Einsatz kamen.

Die Steigerstube für das „Buttern Untertage“ (die Frühstückspause) und der Grubenwehrraum waren ebenfalls Bestandteile dieser für Viele unbekannten Arbeitswelt, die, geprägt von Dunkelheit, Enge, Lärm, Schmutz, Staub und künstlicher Lichtzufuhr schon seit jeher als hart, mühsam und gefahrvoll empfunden wurde.

Im Betriebsablauf einer Braunkohlenzeche kam der Transportlogistik hohe Bedeutung zu. Der Besucherstollen präsentiert mit einer Kettenbahn, Förderbändern und der Einschienenhängebahn auch typische Transportmittel unterschiedlicher Epochen und erläutert die unterirdische Welt eines Braunkohletiefbaues im Sinne einer technikhistorischen Entwicklungsgeschichte.

Unterirdische  Strecken und Stollen erstrecken sich oft kilometerlang. Um lange Anfahrtswege zu ersparen, nutzen Bergleute Kohleförderbänder zum Transport. Wenn die Kumpel- nach der Schicht müde und abgespannt- beim Ausfahren einnicken, droht die Gefahr, am Ende des Förderbandes abgeworfen zu werden. Um dies zu verhindern, werden über dem Förderband Gummischürzen aufgehängt. Die Bergleute stoßen gegen diese Gummischürzen, werden geweckt und können rechtzeitig vom Förderband abspringen. Diese Gummischürzen heißen Kumpelfänger.


Bergbaugeschichte

Die Dauerausstellung „Bergbaugeschichte“ informiert über die historische Entwicklung der hessischen Braunkohlegewinnung, die bis in das 16. Jahrhundert zurückreicht. Eine Übersichtskarte zeigt die ehemaligen Zechenstandorte. In der Region um den Meißner, die als eines der ältesten Braunkohlereviere der Bundesrepublik Deutschland gilt, förderten Bergleute die Ressource bereits im Jahr 1578. Auch in der Umgebung Kassels, in den ländlichen Regionen Nordhessens und in der Nähe Frankfurts wurde in nennenswertem Umfang Braunkohle abgebaut.

Die Ausstellung stellt die Frage nach der Bedeutung der Braunkohle als Faktor der Industrialisierung, geht auf die soziale Situation der Bergleute ein und präsentiert bergmännische Gegenstände, Fotografien und Urkunden. Ein historischer Förderwagen (in der Bergmannssprache als Hunt bezeichnet), zahlreiche Grubenlampen (Geleucht), marktscheiderische Vermessungsgeräte und typische Bergmannstrachten vermitteln den Besuchern einen Eindruck bergmännischer Tradition.

Ein Werkstattbereich, Spinde, Kleiderhaken und eine Waschkaue gewähren Einblicke in das alltägliche Arbeitsleben. Tagebau- und Kraftwerksmodelle zeigen die Orte der Arbeit. Eine Küchenzeile mit einem Kohleherd lenkt den Blick auf das „Zuhause“ einer Industriearbeiterfamilie.

Die Ausstellung „Bergbaugeschichte“ befindet sich in dem ältesten, restaurierten Fachwerkgebäude der Stadt Borken „Am Amtsgericht“, das unter Denkmalschutz steht. Die Wahl dieses besonderen Ausstellungsortes unterstreicht den Stellenwert der Bergleute im Wirtschaftsgefüge der Region.

In unmittelbarer Nähe des Fachwerkgebäudes in der Borkener Altstadt weisen Streckenvortriebsmaschinen und ein Förderschachtgerüst auf den musealen Charakter des Gebäudeensembles hin. Das Schachtgerüst stammt vom ehemaligen Tiefbaubetrieb Stolzenbach, der sich in etwa zehn Kilometer Entfernung von der Kernstadt befand. Mit der Umsetzungsaktion verband sich aus Sicht der regionalen Bevölkerung eine besondere Intention, schuf sie doch einen innerstädtischen Erinnerungsort an das Grubenunglück des Jahres 1988 und eine ideelle Verbindung zu der am Unglücksort geschaffenen „Gedenkstätte Stolzenbach“.