Rückblick: Kinder-Kultursommer im Themenpark

Theater mit dem Sonnengott, röhrende Musik und fliegende Äpfel

Erwartungsvolle Blicke, Staunen, Gekicher, Freude und Lachen: Unter der Überschrift „Wir holen die Kohlen aus dem Feuer“ richteten der Kultursommer Nordhessen und das Hessische Braunkohle Bergbaumuseum am 5. und 6. Juli zwei aktionsgeladene Kindertage im Themenpark Kohle & Energie aus. Das Programm war exakt auf die dritten und vierten Grundschulklassen zugeschnitten. Unterricht unter freiem Himmel mit Spannungsbögen und Spielräumen. Die Schülerinnen und Schüler erlebten einen außergewöhnlichen Schultag und unternahmen einen Ausflug in die Kohle- und Energiegeschichte.

Kultur für Kids
Der Kultursommer kombinierte eine Museumsführung mit Theater-, Musik- und Jonglageaufführungen und lud das Spielraumtheater Kassel, den Musiker und Komponisten Bene Schuba, ebenfalls Kassel, sowie den Gaukler Gerhard Mielke aus Kaufungen ein. Es galt, dem jungen Publikum Kulturerlebnisse zu vermitteln. „Ich erlebte mein erstes Theaterstück als Schulkind“, erinnerte sich Alix von Buttlar, die die Veranstaltung organisierte. Sie betonte: „Der Kultursommer Nordhessen möchte auch der heutigen Schülergeneration die Chance bieten, Kultur hautnah zu erleben und wertschätzen zu lernen.“

Über 250 Schülerinnen und Schüler nutzten das Kultursommer- und Museumsangebot. Die erwartungsfrohen Gäste ließen sich vom Spielraumtheater Kassel die antike Geschichte von Phaeton erzählen. Der Sohn des griechischen Sonnengottes Helios steuerte den feurigen Sonnenwagen seines Vaters so unglücklich, dass er die Erde in Brand setzte. Der Schauspieler und Theaterchef Stefan Becker verglich Phaetons Zerstörungswerk in der anschließenden Diskussionsrunde mit dem Klimawandel, der die Erde ebenfalls in Brand setzt und eine langfristige Folge der Nutzung fossiler Energien ist. Klassische Bildung mit Gegenwartsbezug.

Auch der Schlagzeuger Bene Schuba nutzte den Themenpark als Spielort für einen Auftritt besonderer Art. Der Künstler ließ seine Trommeln zuhause und musizierte stattdessen auf bergbaulichen Wasserrohren, also sehr ungewöhnlichen Klangkörpern. Er hupte, rasselte, tönte und ratterte die Metall- und Betonrohre entlang, erntete Lacher und viel Applaus für seine fantasievolle „Wassermusik“ und bezog die Schüler aktiv mit ein. Die Dritt- und Viertklässler durften selber trommeln und klöppeln. Ihre Mitschüler spendeten kräftig Beifall. Ein tolles Kunsterlebnis voller künstlerischer Energie.

Spielräume unter freiem Himmel
Gerd, der Gaukler, bewies mit der Jonglage von Äpfeln, Tüchern und Besen, dass auch die Schwerkraft eine Energieform ist. Physik- und Kunstunterricht mit praktischem Beispiel. Auch er begeisterte die Dritt- und Viertklässler.

Über die Schwerkraft und die Kunst, sie zu überwinden
Gerd, der Gaukler, verzauberte sein junges Pupslikum, äh Publikum, mit Jonglage und kleinen Gags. Er erklärte, mit welchen Tricks und Kniffen man das Jonglieren lernen kann, führte Diabolos vor und erläuterte, dass auch die Schwerkraft eine Energieform ist. Als Höhepunkt seines Auftritts brachte er als Hexenbesenausbildungsmeister und Freund von Bibi Blocksberg ihrem „Besen Kartoffelsalat“ mit Windenergie das Fliegen bei, wobei die Kinder den Besen aus Leibeskräften anbliesen. „Oder wie heißt Bibis Besen doch gleich? Kartoffelpuffer?“, fragte Gerd augenzwinkernd seine aufmerksamen Zuschauer. „Kartoffelbrei“, schallte es lauthals zurück. „Ei, ei, Zauberei“, reimte Gerd und holte sich eine Schülerin als Assistentin für seinen fliegenden Hexenbesen. Physik kann spannend und sehr anschaulich sein.

Auf der Museumsführung erfuhren die Kinder, wie Kohle vor vielen Millionen Jahren entstand und wie sie mit rasselnden Bergbaubaggern in industriellem Maßstab in Borken gewonnen wurde. In der Kraftwerkshalle veranschaulichten Kraftwerkskessel und Turbinen, wie der Strom in die Steckdose kommt und wie die Verfeuerung des Rohstoffs zum Klimawandel beiträgt.

Danach baggerten die Schüler in der Baggerspielelandschaft, erzeugten selber Energie und fuhren als Abschluss mit der Besucherbahn. Kurzum: Die Schülerinnen und Schüler erlebten einen rundum gelungenen, kultursommerlichen Unterrichtsvormittag.

Für einige Schulklassen ist das „Lernziel Kultur“ noch nicht beendet. Sie dürfen in der kommenden Woche ihre Eindrücke und Erlebnisse in einem Aufsatz niederschreiben, mit Wörtern jonglieren, kreativ sein und zum Beispiel den Klimawandel erklären. Frisch ans Werk: „Wir holen die Kohlen aus dem Feuer.“

Betonröhren und Wasserrohre als Musikinstrumente
Der Kasseler Schlagzeuger Bene Schuba, dem Auftrittsort angemessen in einen eleganten Blaumann gekleidet, musizierte auf den bergbaulichen Exponaten im Freilichtmuseum und erntete für seinen kreativen Musikunterricht tosenden Applaus vom jungen Publikum.